Wie wirkt Psychotherapie?

Das werde ich oft gefragt, natürlich diskutiert man darüber mit Kollegen aus der gleichen oder anderen Disziplinen.

Folgende Faktoren spielen eine Rolle:

  • Training sozialer Kompetenzen wie sich kompetent und gewaltfrei behaupten, soziale Kontakte oder Beziehungen eingehen, Konflikte lösen, Kompromisse eingehen
  • Bewältigung von Angst in Expositionsübungen
  • Aktualisierung von Problemen und Konflikte, die man lange vermieden und damit aus dem Bewusstsein ausgeklammert hat
  • Das Zulassen von negativen Gefühlen, die einen bisher zu überwältigen drohten und denen man deswegen lieber aus dem Weg gegangen ist. Dazu gehören Gefühle wie Angst, Trauer, Wut, Ärger, Scham, Schuld, Haß, Ekel. Das Problem ist, dass man durch das Verbannen der negativen Gefühle die positiven wie Freude, Zuneigung, Interesse, Glück gleich mit verbannt. Den Zustand der dann entstehen kann, kann man auch Depression nennen.

Ein anderes Problem ist, dass die aktive Vermeidung negativer Gefühle und Gedanken ständig einen Teil der psychischen Ressourcen verbraucht, die dann woanders fehlen . Diese ständige Verdrängungsleistung kann auch erschöpfen und ermüden.


Ein wichtiger Bestandteil der psychotherapeutischen Arbeit besteht darin, dem Patienten den Zugang zu diesen Gefühlen in einer geschützten, sicheren und wohlwollenden Umgebung zu ermöglichen, die Zusammenhänger zu verstehen, sich selbst anzunehmen.

Deshalb tut Psychotherapie manchmal weh, deshalb kann es sein, dass es einem nicht sofort besser, vielleicht sogar ab und zu schlechter geht.

Deshalb ist Offenheit eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen einer Psychotherapie, die aber natürlich auch während der Therapie oft erarbeitet werden muss.

Deshalb ist auch gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen notwendig, um als Patient auch schambesetzte Dinge äußern zu können und um als Therapeut auch kritische Rückmeldung geben zu können.

Kein Mensch geht zum Therapeuten um nur das zu hören, was man sich selber schon immer sagt oder was man gerne hören würde.


Als Therapeut hat man eine sehr lange Ausbildung, wenn man den Weg als Ärztin geht, dauert es mindestens 11 Jahre, meist wesentlich länger.

Trotzdem lernt man sein Leben lang, und dies nicht nur durch den Austausch mit Kollegen und Fortbildung oder Fachlektüre, sondern vor allem lernt man von seinen Patienten.

Ich halte es für sehr wichtig, offen zu sein für Kritik und bin angewiesen auf die offene kritische Rückmeldung.

Diese kann nur wirksam werden, wenn sie mich erreicht und ich sie zuordnen kann. Anonyme Kritik im Internet bewirkt nichts positives.